
...wo ist die Alma-Puppe einzuordnen in der Puppenmatrix? Sie wurde nach Kokoschkas Maßen und nach Kokoschkas Vorstellungen gemacht, um ihn über den Verlust seiner Geliebten hinweg zu trösten. Man könnte denken, er hätte sie ganz für sich allein haben wollen oder nur privilegierten Menschen gezeigt, dem war aber nicht so. Die Puppe hatte eine eigene Zofe und eine ausgesuchte Garderobe, das Hausmädchen Reserl war angehalten, mit ihr Kutschfahrten unternehmen und sie sollte sogar mit in die Oper und auf Bankette - eine im höchsten Masse öffentliche Puppe also.
Wie belebt kann sie gewesen sein? Kokoschka wartete fieberhaft auf die Fertigstellung der Puppe, sehr neugierig war er auf die Wattierung. Auf seiner Zeichnung hatte er die ihm wichtigen Flächen, entstehenden Gruben und Falten schematisch angedeutet. Sie enttäuschte ihn schließlich und wurde zum Modell umfunktioniert, um den Makel ihrer Unbelebtheit malerisch umwandeln zu können. Zahlreiche Bilder Zeugen von diesem Versuch.

Eine besonders autonome Puppe, die die Illusion eines Eingenlebens erweckt, kann sie also nicht gewesen sein. Vielleicht war die fehlende Autonomie der Puppe aber genau so verletzend wie die autonom getroffene Entscheidung der echten Alma, Kokoschka zu verlassen?
Spannend ist die Frage nach heilig oder profan. Durchaus für profane Zwecke geschaffen - schließlich sollte sie die Illusion aufrecht erhalten, Alma wäre noch da und würde ein alltägliches Leben an Kokoschkas Seite führen, bin ich fast sicher, dass sie für ihn selber eine Art Heiligenstatus hatte. Auf jeden Fall sollte sie eine Frau wieder aufleben lassen oder tatsächlich sein, die Kokoschka innig geliebt und angebetet hatte.
Dann, nicht ganz so spannend: war sie statisch oder beweglich? Ausreichend beweglich sicherlich, wie die Bilder zeigen, aber eben nicht belebt. Eine überzeugende Puppe, wenn man die Mittel der Zeit bedenkt und eigentlich sehr hübsch. Ihr einziger Makel muss gewesen sein, dass sie eben nicht Alma Mahler war, sondern nur - eine Alma-Puppe...